Konferenzen: Fragerunden neu denken

Stell dir vor, eine Redner:in hat gerade einen spannenden Vortrag auf deiner Konferenz abgeschlossen. Jetzt ist es Zeit für die Fragerunde. Die Zuhörer:innen, eine bunte Mischung aus Fachleuten, Studierenden, Experte:innen und Supporter:innen, die alle Teil eurer Konferenz-Community sind, sind bereit, ihre Fragen zu stellen. Leider geht das, was folgt, am Ziel vorbei. Dieser wichtige Teil des Lernprozesses wird oft zu einer Plattform für Eigenwerbung, verschwendet die Zeit der Teilnehmer:innen und schadet im schlimmsten Fall sogar der Redner:in. Aber keine Sorge, es ist an der Zeit, diese Erlebnisse zu verbessern, eine Konferenz nach der anderen.

Im Laufe der Jahre ging es bei den Frage- und Antwortrunden auf Konferenzen weniger um den Austausch von Wissen als vielmehr um die persönlichen Interessen einiger Teilnehmenden. Sie sollten einen Mehrwert bieten und den Dialog und das Lernen fördern, aber stattdessen sind sie zu einem Raum für Erklärungen geworden, bei denen es sich oft nicht einmal um Fragen handelt, was den eigentlichen Sinn einer Fragerunde zunichtemacht. Hier sind einige Möglichkeiten, wie Konferenzorganisator:innen sicherstellen können, dass der Geist des Lernens erhalten bleibt.

Eine zentrale Plattform für Fragen einrichten

Eine zentrale Plattform, auf der Fragen eingereicht und von den Community-Mitgliedern vor oder während der Session gevotet werden können, kann einen entscheidenden Unterschied machen. Indem du die Upvoting-Funktion anbietest, stellst du sicher, dass nur die relevantesten und am meisten beachteten Fragen die Redner:in erreichen. Dadurch wird auch das Problem der zu langen Fragen gelöst, denn es ist unwahrscheinlich, dass die Community-Mitglieder sie hoch-voten. Als Faustregel gilt: Wenn eine Frage länger als drei Absätze ist, ist sie wahrscheinlich nicht prägnant oder konzentriert genug für diese Situation.

Nur Schriftliches gilt

Schriftliche Fragen können das Verständnis erheblich verbessern. Es ist eine Tatsache, dass nicht jedes Mitglied deiner Community ein Muttersprachler ist. Eine schriftliche Frage ermöglicht es der Redner:in und den Zuhörenden, die Informationen in ihrem eigenen Tempo zu verarbeiten und schafft Raum für Inklusion.

Hilf deiner Moderator:in

Die Moderator:in der Veranstaltung spielt eine entscheidende Rolle bei der Wahrung des Anstands. Indem du eine obligatorische Schulung anbietest oder zumindest umfassende Unterlagen darüber bereitstellst, wie sie in problematischen Situationen eingreifen kann, kannst du unangenehme Situationen entschärfen, insbesondere für neue Redner:innen, die mit solchen Störungen noch nicht so gut umgehen können.

Q&A optional gestalten

Wenn du den Frage- und Antwortteil optional gestaltest, kann das viel dazu beitragen, dass die Redner:innen nicht in Stress geraten, vor allem nicht neue, die bei ihrer ersten Präsentation noch nervös sind. Dieser Schritt hilft nicht nur, dass die Redner:innen sich wohlfühlen, sondern ermöglicht auch eine grössere Vielfalt in der Redner:innenliste, einschliesslich derjenigen aus unterrepräsentierten Gruppen, die sonst vielleicht von der Teilnahme abgehalten werden würden.

Die Probleme, die mit den Fragerunden verbunden sind, lassen sich nicht von heute auf morgen lösen. Es erfordert kontinuierliche Bemühungen sowohl von der Community als auch von den Organisationsteams. Die Belohnung – ein inklusiveres, engagierteres und wirklich informatives Konferenzerlebnis – ist die Mühe jedoch allemal wert. Wenn du diese Vorschläge umsetzt und offen für kontinuierliches Feedback und Verbesserungen bist, kannst du ein Umfeld schaffen, in dem alle davon profitieren, lernen und mit einem Gefühl der Zufriedenheit nach Hause gehen.